Titel: Sprache oberflächlich: Datengeleitete Analyse komplexer Muster in Textkorpora für sozialwissenschaftliche Anwendungsbereiche Bestimmte Themen, Diskursbereiche oder Texttypen enthalten oft eine Reihe von typischen sprachlichen Mustern. So erkennen wir sofort die typischen Floskeln einer Wahlkampfrede und sehen dem sprachlichen Usus vielleicht sogar an, ob sie von Barack Obama oder Angela Merkel stammt. Die Sozialwissenschaften, aber auch die Linguistik diskurs- oder kulturanalytischer Prägung interessiert sich vermehrt für solche Phänomene der sprachlichen Oberfläche, um die Prägung von Welt mit der Prägung von Texten in Verbindung zu bringen. Die Korpuslinguistik bietet dazu immer bessere Mittel, um große Textmengen auf typische Sprachgebrauchsmuster hin zu untersuchen. Dabei kommen auch statistische und computerlinguistische Methoden zum Einsatz. Im Projekt "Tracking Meaning on the Surface: A Data-Driven Approach to Semantic Imprints of Texts" an der Universität Heidelberg werden Methoden entwickelt, um komplexe Formen von sprachlichen Mustern zu entdecken. Im Rahmen der "semtracks"-Analysen wurden diese Methoden z.B. verwendet, um die vergangene Bundestagswahl linguistisch zu begleiten und die typischen Sprechweisen der Kandidat/innen aufzudecken. Im Vortrag werden einerseits die theoretischen und methodischen Grundlagen dieser Analysen vorgestellt, andererseits aufgezeigt, weshalb Angela Merkel und Guido Westerwelle als Sieger aus den Wahlen hervorgegangen sind.